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von Dr. Johannes P Orzechowski

Nitteler Fels

1. Mai 2018
Nitteler Fels

Die imposante Nitteler Felswand ist die Landmarke der Obermosel. Zusammen mit den vorgelagerten Weinbergsteillagen und dem mediterranen Klima bietet er einer Vielzahl an Orchideenarten, seltenen Fledermäusen oder gefährdeten Reptilien einen ganz besonderen Lebensraum. Das liegt auch daran, dass der Dolomitfels mit 20 m Höhe und fast einem Kilometer Länge im ganzen Moseltal einzigartig ist. So ist der "Nitteler Fels" zu Recht Leuchtpunkt der Artenvielfalt unter dem Motto "Rekord-Verdächtig".

Der Nitteler Fels als neues Aushängeschild der Region

Der Nitteler Fels ist etwas Besonderes. Das schätzen nicht nur die Gäste an der Obermosel, das wissen auch die Nitteler. Die imposante Bruchkante des Felsens ist von weither sichtbar. Die Einheimischen identifizieren sich anhand dieses Merkmals mit ihrer Umgebung. Viele sind bereits hier aufgewachsen und manche haben sich erst später bewusst dafür entschieden, in dieser landschaftlich attraktiven Region zu leben. Der Fels gehört zu Nittel und trägt maßgeblich zum Heimatgefühl der Nitteler bei. Mit der Auszeichnung zum Leuchtpunkt der Artenvielfalt werden die unter Naturschutz gestellten Areale nochmals in Wert gesetzt. Die seltenen Tier- und Pflanzenarten haben einen hohen Stellenwert für die Vielfalt in den Nitteler Weinbergen. Die Aufwertung des Felsens kann nur im Zusammenspiel der Akteure in der Region gelingen. Die ansässigen Winzer, die Vereine von Nittel und selbst die kleinen Nitteler der Kindertagesstätte haben wesentlich dazu beigetragen. Die Initiative "Lebendige Moselweinberge" des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum hat bei der Umsetzung des Projekts den Nitteler Bürgern beratend zur Seite gestanden. Durch die Arbeit der Akteure vor Ort werden solch besondere Standorte wie der Nitteler Fels nicht nur für eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen attraktiver, sondern auch für die Menschen, die in diesem Raum agieren. Der Kalksteinfelsen ist ein Motiv der Naherholung für die Einheimischen und ein sichtbares Highlight für Touristen. Die Wanderwege durch das Gebiet führen an den Besonderheiten der Mosellandschaft entlang. Die besondere Ehre der Auszeichnung als Leuchtpunkt der Artenvielfalt bringt Nittel nach vorne. Ob als einzigartige Naturlandschaft, traumhafte Wohnlage oder vielseitiges Urlaubsziel, Nittel kann nur gewinnen.

Leuchtpunkt "Nitteler Fels"

Nördlich von Nittel an der Obermosel im Landkreis Trier-Saarburg befindet sich der "Nitteler Fels". Das Areal ist seit 1998 als Naturschutzgebiet ausgewiesen und liegt im Landschaftsschutzgebiet "Obermosel" sowie im Fauna-Flora-Habitat "Nitteler Fels und Nitteler Wald". Die vor etwa 240 Millionen Jahren entstandenen Dolomit- und Kalksteinfelsen ragen über 20 Meter in die Höhe und erstrecken sich über eine Länge von etwa einem Kilometer. Die Besiedlung des Gebiets erfolgte nachweislich in der Steinzeit. Seit mehr als 1000 Jahren, vermutlich jedoch bereits zur Zeit der Römer, wird Wein angebaut.

Landschaftliche Besonderheiten / Landschaftsbild

Über dem ausgeprägten Moselbogen bestimmt der imposante Fels das Landschaftsbild. Die Bruchkante des hellen Dolomitfelsens ist von weither sichtbar. Dass dieses Gestein nur an wenigen Stellen an der Mosel vorzufinden ist, schafft einen ganz besonderen Lebensraum für seltene Pflanzen- und Tierarten. An den Moselhängen unterhalb des Felsens ergänzen zum Teil steile Weinberge das Landschaftsensemble. Somit zählt der Nitteler Fels zu den vielfältigsten Landschaftselementen im ganzen Landkreis.

Entstehung / Geologie

Vor ca. 240 Millionen Jahren im Zeitalter des Oberen Muschelkalks drang die Bucht eines flachen Meeres bis in den Bereich der heutigen Obermosel vor. Damals setzten sich mächtige Schichten mit muschelreichen Ablagerungen des Meeres und eingetragenem Ton, Silt und Sand ab, die dann über Jahrmillionen zum Dolomitgestein verdichteten. Eine Besonderheit an der Mosel stellen die periodisch wasserführenden Quellen oberhalb der Felskante dar. Das kalkhaltige Wasser läuft langsam die Felswand hinunter und erzeugt kleine, tropfsteinähnliche Kalksinterbildungen. Der Bereich unterhalb der Felswand besteht aus weichem Mergel des Mittleren Muschelkalks. Bei Regen kommt es leicht zu Hangrutschungen des ausgeschwemmten Sediments. Durch diese Prozesse wurde im Laufe von Jahrtausenden das weiche Material abgetragen und die Bruchkante des Felsen sichtbar. Die Böden unterhalb der Bruchkante sind kalkreich und bieten eine gute Voraussetzung für den Anbau der Rebsorten Elbling, Burgunder und Auxerrois, die ursprünglich aus dem benachbarten Lothringen eingeführt wurden.

Klima

Der Hang in Nittel ist nach Südwesten ausgerichtet, sodass sich der Dolomitfels erwärmt und diese Wärme auf die Weinberge zurückstrahlt. Die so geländeklimatisch begünstigte Lage ist bei durchschnittlich etwas über 700 mm Niederschlag im Jahr nicht nur für den Weinbau förderlich. Auch wärmeliebende Tier- und Pflanzenarten finden hier ihre bevorzugten Lebensräume.

Flora

Die Biotop- und Strukturtypen am Nitteler Fels haben eine überregionale Bedeutung für die Artenvielfalt und den Erhalt der Biodiversität. Felsengebüsche mit Felsenbirne, Kornelkirsche und Elsbeere sind hier zu finden. Die Weißdornsträucher dominieren eindrucksvoll den Bereich der oberen Felswand. Unter die zu schützenden Biotoptypen fällt zudem der Fels, in dessen Spalten gefährdete und schützenswerte Arten ihren Lebensraum haben. Darunter zählen der Milzfarn, der gewöhnliche Tüpfelfarn und der Mauerraute. In den Trespen-Halbtrockenrasen und die naturnahen Kalkmagerrasen wachsen das Wimpernperlgras und die Karthäusernelke. Eine Besonderheit stellt das vielfältige Orchideen-Vorkommen mit Bocks-Riemenzunge, Hummel-Ragwurz, Bienen-Ragwurz, Ohnhorn, Pyramiden-Hundswurz und Purpur-Knabenkraut, die entlang des Moseltals nur an der Obermosel und vermehrt am Nitteler Fels zu finden sind, dar. Auch der Acker-Wachtelweizen und der Kriechende Hauhechel sind dort beheimatet. Hervorzuheben ist auch der Anbau der Rebsorte Elbling, die hauptsächlich an der Obermosel angepflanzt wird. Ein Fünftel der Weltjahresproduktion an Elblingweinen stammt aus Nittel, wo 75 % der Weinberge mit Elblingreben bestockt sind.

Fauna

Der Nitteler Fels ist Lebensraum für viele Reptilien, Insekten, Vögel und Fledermausarten. Die Felswände dienen als Jagdhabitate den gefährdeten Großen Hufeisennase, Mopsfledermaus, Breitflügelfledermaus und Bechsteinfledermaus, die sich von den dort lebenden Insekten ernähren. Über 50 Tagfalter-Arten wurden am Dolomitfelsen beobachtet, darunter der Silbergrüne Bläuling, der Schwalbenschwanz, der Kleine Sonnenröschen-Bläuling und der Große Schillerfalter. Zudem leben dort sehr seltene Nachtfalter, beispielsweise die Getreide-Steppeneule und die Braune Labkrauteule. Die Leitarten Mauereidechse und Schlingnatter halten sich in den Felsspalten und den Weinbergsmauern auf. Auch Wildbienen sind in dem Gebiet zu finden. Der Baumbewuchs am oberen Fels bietet Greifvögeln eine Lebensstätte, dort leben unter anderem der Turmfalke, der Rote Milan und der Habicht. Weitere Vogelarten, wie der Neuntöter, das Schwarzkelchen oder der Grünspecht, halten sich in den Gebüschen auf.